Warum Carbon?
Die Konstruktion der bis heute üblichen Holzbögen stammt aus einer Zeit, in der blanke Darmsaiten gespielte wurden. Um 1900 begann dann allmählich eine Umstellung auf Stahlsaiten und metallumsponnene Saiten, die ein wesentlich kräftigeres Spiel ermöglichten. Nötig geworden waren solche Saiten, da man inzwischen nicht mehr in den kleinen Sälen des Adels konzertierte, sondern in großen Konzerthallen, die in dieser Zeit in allen großen Städten der westlichen Welt entstanden.
Warum hat man nicht schon früher auf umsponnenen Saiten oder solchen mit Stahlkern gespielt? Silber und Kupfer waren bis zur Jahrhundertwende schlicht zu teuer. Erst die fortschreitende Industrialisierung änderten dies. Für die Elektrifizierung der großen Städte wurde Kupferdraht in gigantischen Mengen benötigt. Damit sanken die Preise und mit Kupferdraht umsponnene Saiten wurde für Musiker erschwinglich. Hochfester, feiner Stahldraht konnte erst ab der Jahrhundertwende hergestellt werden und fand umgehend Verwendung für die E-Saiten der Violinen.
Hochfeste Stahldrähte mit Kupferumspinnung waren übrigens auch die Grundlage für die Entwicklung des Konzertflügels, welcher das Hammerklavier mit seinen Saiten aus relativ weichem Eisendraht zügig verdrängte.
Unsere heutigen großen Konzertsäle. aber auch der "Wettbewerb" mit den anderen Instrumenten im Orchester erfordern ein wesentlich kräftigeres Spiel also vor zweihundert Jahren. Das wird durch die modernen Saiten, deren Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten auch nochmal einen großen Aufschwung nahm, in idealer Weise ermöglicht. Allerdings sind die klassischen Holzbogen dafür inzwischen zu weich, zu nachgiebig. Im Fortissimo wie bei Doppelgriffen drückt die Stange auf die Saiten durch, was die Bogenstange genau wie die Haare beschädigt. Um dies zu vermeiden müsste man auf der Geige mit Bratschenbögen spielen, auf der Bratsche mit Cellobögen und auf dem Cello mit Bassbögen.
Um 1800 hatte Francois Xavier Tourte einen neuen Bogentyp entwickelt. Im Laufe seines Lebens fertigte er davon wohl um die 5.000 Stück. Langsam fingen auch andere Bogenmacher an, solche Bögen herzustellen, so dass zur Mitte des Jahrhunderts wohl die Mehrheit der Musiker mit solchen Bögen spielte. Bis dahin waren vor allem Steckfroschbögen in Verwendung. Schrauben wurden im 18. Jht. übrigens noch von Hand gefertigt und daher sehr teuer. Nur wenige, sehr wohlhabende Musikern spielten daher mit Bögen, die eine Spannschraube hatten.
Zur Zeit von Bach und Mozart wurde fast ausschließlich mit Steckfroschbögen gespielt. Typischerweise wiegt solch ein Bogen für die Violine unter 40 Gramm und ist daher äußerst beweglich.
Die Konstruktion der „modernen“ Holzbögen stammt aus dem 19. Jahrhundert. Ihre Spannkraft passte perfekt zu den damals üblichen, blanken Darmsaiten. So vertragen Violinsaiten dieser Art eine Bogenkraft von etwa 200 Gramm (2 Newton). Mit Kupfer oder Silber umsponnene Saiten kann man dagegen mit etwa 300 Gramm (3 Newton) belasten. Ein normal gespannter Holzbogen drückt bei dieser Belastung aber auf die Saiten durch.
Die Bogenmacher haben seither versucht, entsprechend festere Bögen zu bauen, aber da kein Material zur Verfügung stand, welches bei gleichem Gewicht eine höhere Steifigkeit aufwies als Fernambuk, sind solche Versuche in der Vergangenheit immer gescheitert. Vuillaume zum Beispiel versuchte es mit einem Metallrohr als Stange, allerdings wurden diese Bögen recht schwer und zu kopflastig und wegen ihrer extrem dünnen Wandstärke zerknickten und verbeulten diese Bögen extrem leicht.
Als Bernd Müsing 1995 anfing, sich mit diesem Problem zu beschäftigen, wurde ihm schnell klar, dass die Stange tatsächlich ein Rohr sein muss, allerdings aus hochverdichteter Kohlefaser, kein anderes Material würde einen steiferen und gleichzeitig leichteren Bogen ermöglichen.
Um Bach und Mozart mit Verve und Delikatesse zu spielen, ist ein möglichst leichter Bogen von großem Vorteil. Brahms und Tschaikowsky dagegen verlangen nach höchster Festigkeit der Stange und der Bogen darf ruhig einiges mehr an Masse haben. Wir haben für jedes Instrument die goldene Mitte gefunden - soviel Masse wie nötig für die Stabilität als "Schwungmasse", aber so leicht und beweglich wie möglich. Und so liegt das Gewicht unserer Bögen ziemlich genau zwischen dem der barocken und klassischen Steckfroschbögen und dem der spätromantischen Bögen.
Kann denn ein Bogen aus Carbon überhaupt so gut klingen wie einer aus Holz? Das hängt sowohl von der Konstruktion als auch von der Ausführung ab. Billige Carbonbögen enthalten mehr Harz als Kohlefasern und die Faserorientierung und -verteilung ist - gelinde gesagt - verbesserungsfähig. Die Stangen der Arcus-Bögen hingegen haben einen einmalig niedrigen Harzgehalt von unter 25%. Ihre Wandstärke ist mit unter einem Millimeter extrem dünn. Ihre Dämpfung ist geringer und die Schallgeschwindigkeit deutlich höher. So können sie freier schwingen als eine massive Holzstange und erzielen einen größeren und klareren Klang.
Die meisten Holzbögen, die je gebaut worden sind, sind längst durch Bruch und Verschleiß verloren gegangen. Handschweiß zersetzt das Holz, die Schraube reibt die Stange von innen auf, bis sie reißt, die Metallsaiten schädigen die Stange. Vor allem aber ermüdet das Holz an der dünnen Stelle hinter dem Kopf durch die andauernden Vibrationen, bis sie abbricht.
Hochverdichtete Kohlefaser ist nicht nur um mehr als das Zehnfache fester, sondern auch extrem hart und immun gegen Feuchtigkeit. Daraus gefertigte Bögen können auch ihre Biegung nie verlieren und werden auch nie krumm. Wir versehen die Stangen obendrein mit Metall-Lagerbuchsen – und mit einer 30-jährigen Garantie. Höchstwahrscheinlich werden die Arcus-Bögen auch in Hunderten von Jahren noch gespielt werden, wenn alle Holzbögen längst zerbrochen oder sicher in Museen verwahrt werden.
Kurze Zeit nach der Markteinführung unserer Bögen wurden wir mit dem Phänomen konfrontiert, dass unsere Bögen offensichtlich ergonomische Probleme lösten, wie sie nicht nur bei Berufsmusikern sehr häufig anzutreffen sind. Der Unterschied zu Holzbögen ist die um eine Oktave höhere Stimmung unserer Bögen (100 statt 50 Hertz). Damit liegt die starke Eigenresonanz des Bogens außerhalb des ergonomisch besonders empfindlichen Frequenzbereichs der menschlichen Hand und des Arms von etwa 20 bis 80 Hertz.
Wenn Sie auch unter Ermüdung bei langen Konzerten oder Proben leiden oder sogar Schmerzen haben, probieren Sie unbedingt einen unserer Bögen. Die Chancen sind sehr gut, dass er Ihnen Entlastung, vielleicht sogar komplette Heilung bringt. Wissen Sie von einem Kollegen oder Freund, der solche Probleme hat, machen Sie ihn bitte auf die Arcus-Bögen aufmerksam.